"Die ganze Welt ist Bühne und aller Frauen und Männer bloße Spieler, sie treten auf und gehen wieder ab," schrieb William Shakespeare. Wir alle "verkörpern" verschiedene Rollen und transportieren unsere Emotionen durch unsere Körpersprache und "bewegen" somit andere. Wenn wir bei Vorträgen "bewegen" und "mitreißen" wollen, müssen wir Haltung und Raum einnehmen.
Präsent sein.
Im Hier und Jetzt.
Fester Stand
Aus der Art des aufrechten Stehens lassen sich Varianten der Körperaussage und der Persönlichkeit ablesen, stellt Samy Molcho in seinem Standardwerk zur Körpersprache fest. Wer auf beiden Fußsohlen in guten Kontakt mit dem Boden steht und in der Haltung ein Gefühl von Festigkeit vermittelt, so Molcho, ist in der Regel ein realistischer Mensch, denn er weiß, wo er steht.
„Er steht mit beiden Beinen auf der Erde.“
„Du sollst mit beiden Beinen im Leben stehen!“ Das haben uns schon unsere Eltern und Großeltern geraten. Dieser Tipp hilft für Sicherheit und Stabilität – auch und vor allem bei Vorträgen und Präsentationen mit Publikum.
Ja, und darum geht’s, um’s „festen Boden gewinnen“. Wer einen Standpunkt hat und diesen vertreten möchte, benötigt einen „Standpunkt“ – einen festen. Wer Haltung zeigen möchte, benötigt Haltung. Jedes Wechseln des Standbeins, jedes Kippen, Zappeln und Wackeln macht das Publikum nervös und lenkt von der Botschaft, die man vermitteln möchte, ab.
Statt wackeln, zappeln, wippen, kippen ...
Zur Ruhe kommen – gegebenen falls zur Ruhe zwingen, so tun als wäre man ruhig oder sich „ruhig“ denken. Ein Strandurlaub und die Vorstellung eines Strandurlaubes sind für unser Oberstübchen (fast) dasselbe. Und was wir denken, können wir auch verkörpern. Wenn wir „ruhig“ denken, kann der Körper ruhig werden.
So, nachdem wir nun „ruhig“ sind oder uns zumindest ruhig gedacht haben. Üben wir „Haltung“.
Zentrierung – die Grundposition:
Angelehnt an Sigrid Tschiedls Übung zur Zentrierung
Die Füße, der Unterkörper:
Die Beine stehen etwa hüftbreit,
die Füße sind nach vorne gerichtet
und werden gut auf dem Boden positioniert,
dabei möglichst ganzflächigen Bodenkontakt beanspruchen,
die Knie sind locker, die Beine sind nicht durchgestreckt.
Die Zehen spreizen und zusammenziehen
und den Kontakt der einzelnen Zehen und der Fersen mit dem Boden spüren.
Das Gewicht möglichst gleichmäßig auf beide Füße verteilen.
Das Becken und der Oberkörper:
Im Stehen ein wenig in die Knie gehen.
Aus den Lendenwirbeln heraus vom Hohlkreuz in den Rundrücken und zurück.
Oberkörper bleibt ruhig und aufrecht.
Die Schwünge langsam kleiner werden lassen und
mittig zwischen beiden Extrempositionen auspendeln.
Becken ausrichten und aufrichten.
Die Hände locker ineinander vor der Körpermitte unterhalb des Nabels legen.
Dadurch ist der Schultergürtel gerade,
und die Hände stehen für die Gestik zur Verfügung!
Bewusst Richtung Körpermitte ausatmen.
Das senkt den Puls, Blutdruck und Anspannung
Im Sitzen auf der Mitte des Stuhls Becken vor- und zurückrollen. Pendelbewegung auf den Sitzhöckern beenden.
Nach hinten rutschen und mit der Rückenlehne verbinden.
Knapp hinter den Sitzhöckern aufrecht positionieren.
Der Po sind die Beine beim Sitzen!
Der Kopf:
Den Nacken ohne Anstrengung nach oben verlängern.
Der Kopf wird gerade gehalten – und durch ein Lächeln und aktiven Blickkontakt Verbindung zum Gesprächspartner / zur Gesprächspartnerin herstellen
Wenn man jetzt zu reden anfängt, wird man sicherer sein. Ein fest auf dem Boden ruhender Körper steht in direkter Relation zu einer festen Sprechweise, betont auch Michael Rossié in seinem Buch „Frei sprechen in Radio, Fernsehen und vor Publikum. Ein Training für Moderatoren und Redner“.
Der Psychotherapeut Alexander Lowen schreibt:
»Das Problem der emotionalen Sicherheit eines Menschen kann nicht getrennt werden von der Frage nach der physikalischen Sicherheit, nach seiner Bodenhaftung durch die Füße.«
Ein fester Stand wirkt nicht nur sicher, sondern führt auch dazu, dass sich die Sprechende oder der Sprechende sicherer fühlt. Das gilt auch im Sitzen. Nach Michael Rossié ist der Po "die Füße" im Sitzen. Das heißt, auch bei Diskussionen, Meetings oder Interviews immer für die richtige Erdung sorgen. Auch sitzend.
Für Erdung sorgen mit Beine, Po und Füßen!
Michael Rossiés Tipps für einen festen Standpunkt und eine aufrichtige Haltung:
1. Für einen festen Stand sorgen.
2. Gewicht auf beide Beine.
3. Nicht anstrengen, weder beim Stehen noch beim Sitzen!
4. Geradestehen, aber nicht stramm.
5. Man kann überall hingehen – wenn man dann wieder stehen bleibt!
6. Blick immer wieder in die Gangrichtung wenden.
Präsent sein!
Im Hier und Jetzt wirken!
Präsenz bedeutet Anwesenheit und Gegenwart. Der Zustand von Präsenz macht uns für andere sichtbar und bedeutet wahrgenommen zu werden und wahrzunehmen. Auch Körpersprache ist immer präsent. Für den Körperausdruck existiert keine andere Zeitebene als das JETZT. Das JETZT und HIER. Und um im Moment des Auftritts vor Publikum tatsächlich strahlen zu können, präsent zu sein, müssen Kopf und Körper zusammenarbeiten. Das heißt: Auch gedanklich sollte man präsent – im HIER und JETZT sein.
Sigrid Tschiedl spricht von einer einfachen Formel für Präsenz, die wie folgend lautet:
Gegenwart
+ Raum
+ Haltung
= Präsenz
Wer präsent ist, wirkt im Hier und Jetzt. Das bedeutet, es sind alle Zeitebenen wie etwa das Vorher und Nachher auszublenden. Wer präsent ist, konzentriert sich auf den Moment – und wirkt!
Hier noch eine richtig schöne Präsenzübung von Isabel Garcia: https://www.youtube.com/watch?v=HFjeDSJvYyE
Ich hoffe, die Tipps waren und hilfreich und künftig wird mit Haltung Raum eingenommen, um präsent zu sein.
Wenn der Blogpost hilfreich war, dann freue ich mich natürlich über ein "Like", aber viel mehr freue ich mich über Feedback, Austausch und Anregungen.
Was hat hier noch gefehlt und wäre hilfreich gewesen ... lasst es mich wissen!
Liebe Grüße, herzlichst und immer schön Haltung bewahren,
Silvia
Kontakt:
Mag. (FH) Silvia Faulhammer, MSc.
silvia.faulhammer@desenz.at
PS.:
Zum Thema "Im Rampenlicht. Wie man bei Präsentationen überzeugt." gibt es auch einen eigen Workshop. Mehr dazu unter: https://www.desenz.at/post/im_rampenlicht
Und weitere zum Thema "Rampenlicht, Vorträge, Moderationen & Präsentationen" passende Blog-Artikel wie:
Quellen & Leseempfehlungen:
Albert, Mechthild (2017): Nonverbale Kommunikation. In: Kühnhardt, Ludger / Mayer, Tilman (Hrsg.): Bonner Enzyklopädie der Globalität. Wiesbaden: Springer Fachmedien, S. 479-488.
Argyle, Michael (2013): Körpersprache & Kommunikation: Nonverbaler Ausdruck und soziale Interaktion. Paderborn: Junfermann Verlag.
Arp, Peter, Coach für Auftritt, Rede, Vortrag und Präsentation
Molcho, Samy (2013): Körpersprache. München: Wilhelm Goldmann Verlag.
Rossié, Michael (20179: Frei sprechen in Radio, Fernsehen und vor Publikum. Ein Training für Moderatoren und Redner. Wiesbaden: Springer Fachmedien.
Tschiedl, Sigrid (2016): KörpersprachliCH. Wirkung ohne Worte. Wien: Verlagshaus der Ärzte
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