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Mimik bei Vorträgen und Präsentationen einsetzen: Mit den Augen lächeln!?

Aktualisiert: 9. Aug. 2023

„Die Wahrheit steht uns allen ins Gesicht geschrieben,“ betont Cal Lightman in der Fernsehserie „Lie To Me“. Diese „ins Gesicht geschriebene Wahrheit“ durch den Gesichtsausdruck, kann uns bei Vorträgen, Moderationen oder Präsentationen vor Publikum zum "Verhängnis" werden. Denn das Gesicht ist die Bühne unserer Emotionen. Es lügt nicht – daher gibt es auch nur einen richtigen Rat:

„Geben Sie alles zu!“



Die Wahrheit steht uns ins Gesicht geschrieben


Das Gesicht als die Bühne unserer Emotionen zeigt ganz direkt, wie wir uns im Moment fühlen und ist der wichtigste nonverbale Kommunikationskanal. Schon Cicero wusste vor 2000 Jahren, „das Gesicht ist der Spiegel der Seele“.


Nahezu all unsere Gefühle spiegeln sich dort höchst prägnant und anschaulich wider. Das menschliche Gesicht macht uns zum ausdrucksstärksten Lebewesen der Welt und an keinem anderen Körperbereich werden Emotionen so deutlich und konkret wie im Gesicht. Im Gesicht sieht man alles. Jede kleinste Irritation oder Unsicherheit, jede Ablenkung, jede Störung und jeden neuen Gedanken, der aufblitzt.



„Emotionen sind nun mal keine Privatangelegenheit. Die meisten Gefühle lassen über ein charakteristisches Signal andere wissen, was wir empfinden. Gedanken dagegen sind völlig privat.“ – Paul Ekman, 2017

Daher rät Michael Rossié: „Geben Sie alles zu!“ Es ist daher zu raten, dass es besser ist das Publikum nicht raten zu lassen, was einem irritiert, ablenkt, stört oder beschäftigt, sondern darüber zu sprechen was einem gerade durcheinanderbringt. Welche Emotion auch immer uns „ins Gesicht geschrieben steht“, ist nur bedingt interpretierbar, daher ist das Publikum „mitzunehmen“.


„Vermutlich ist es im Verlauf unserer Evolutionsgeschichte günstiger gewesen, wenn andere wussten, von welchem Gefühl wir gerade beherrscht wurden, ohne dass wir von uns aus die Entscheidung treffen mussten, es ihnen mitzuteilen.“ – Paul Ekman, 2017


Augen sagen die Wahrheit


Augen lügen nicht! Das Blickverhalten ist von zentraler Bedeutung für unser soziales Verhalten betont Michael Argyle in seinem Standardwerk zu Körpersprache und Kommunikation.


Das Blickverhalten ist zwar unter anderem auch ein nonverbales Signal, aber vorwiegend dient es – das Schauen und Sehen – dazu, die Äußerungen und den Gesichtsausdruck anderer wahrzunehmen. Das Blickverhalten ist sowohl Signal wie auch Kanal.


Ob die Begeisterung echt ist, sieht man an den Augen sofort. Glänzende Augen kann man nicht spielen. Die müssen von innen glänzen. Die Augen können funkeln, leuchten, blitzen, eisig sein und durch jemanden hindurchschauen, glotzen, anstarren und warnen. Was für ein kurzer Kommunikationsweg für den, der in Augen blickt!


„Was wir sind, sind wir durch unseren Körper. Der Körper ist der Handschuh der Seele, seine Sprache das Wort des Herzens. Jede innere Bewegung, Gefühle, Emotionen, Wünsche drücken sich durch unseren Körper aus. Was wir Körperausdruck nennen, ist der Ausdruck innerer Bewegungen.“ – Samy Molcho, 2013


Lächeln!


Bitte lächeln! Aber, bitte Vorsicht beim Lächeln! Es kommt nur an, wenn das Publikum, das Gefühl hat, mit dem Lächeln auch tatsächlich gemeint zu sein. Michael Rossié stellt dazu folgende Frage:


„Stellen Sie sich vor, jemand betritt schon mit einem strahlenden Lachen einen Raum, in dem sich eine Gruppe befindet. Die Gruppe wird ihn entweder für einen dieser gewaltsamen Lustigkeitsverbreiter halten, denken, er habe sie nicht alle oder vermuten, dass ihm außerhalb des Raumes jemand einen Witz erzählt hat.“ – Michael Rossié, 2017


Das Lächeln wirkt nur dann, wenn man es als Lächeln identifizieren kann. Dazu muss der/die Sprecher:in, der/die Redner:in gesehen werden. Das heißt: Erst den Raum betreten, ankommen, Kontakt aufnehmen, und dann lächeln.


Und natürlich soll das Lächeln auch zum Text und zur Situation passen. Aber, das versteht sich doch von selbst.


Adieu, Dauergrinser! Oder? Ach ja, auch ein Dauerlächeln wirkt negativ!



Blickkontakt schaffen


Blickkontakt mit allen Zuseher:innen. Bei Vorträgen oder beim Präsentieren soll man immer zuerst mit dem Publikum Kontakt aufnehmen durch eine bewusste Zuwendung. Man spricht dabei nie für sich allein, sondern immer mit dem Publikum.


Das Publikum ist immer direkter Ansprechpartner. Dabei spricht man einzelne Personen direkt an und hält dabei kurz, aber sehr klar Blickkontakt und wechselt dann die Ansprechpartner:innen.


Hier noch abschließend Michael Rossié’s Tipps für den Einsatz von Mimik bei Vorträgen, Präsentationen oder Moderationen vor Publikum kurz zusammengefasst:


1. Unsere Augen verraten uns. Geben Sie Irritationen zu.

2. Lächeln Sie nur, wenn Sie einen Grund haben.

3. Lächeln Sie nicht ständig.

4. Ein falsches Lächeln kommt zum falschen Zeitpunkt.

5. Stellen Sie ab, was Sie durcheinanderbringt.

6. Schaffen Sie Blickkontakt zu den Zuschauern! – Michael Rossié, 2017



Und auch auf Shakespeare ist immer Verlass, denn so viel ist sicher – alles steht schon bei Shakespeare. Im letzten Akt von Richard II. als die Krone verloren und der Kerker unausweichlich ist, erläutert Richard Bolingbroke:


„Es ist wahr, mein Gram wohnt innen ganz, und diese äußern Weisen der Betrübnis, sind Schatten bloß vom ungeseh'nen Gram, der schweigend in gequälter Seele schwillt.“ (William Shakespeare, Richard II, letzter Akt).

Und während Richard Bolingbroke in Shakespeares Richard den II. einen Spiegel benötigt, um sich seiner Gefühle gewahr zu werden, waren sie für alle anderen schon sichtbar „verkörpert“ worden und haben sein Umfeld wissen lassen, was er empfindet.


Also, geben Sie alles zu!


Wenn der Blogpost hilfreich war, dann freue ich mich natürlich über ein "Like", aber viel mehr freue ich mich über Feedback, Austausch und Anregungen. Was hat hier noch gefehlt und wäre hilfreich gewesen ... lasst es mich wissen! Liebe Grüße, herzlichst und immer schön mit den Augen lächeln, Silvia

Kontakt: Mag. (FH) Silvia Faulhammer, MSc. silvia.faulhammer@desenz.at www.desenz.at PS.:

Zum Thema "Im Rampenlicht. Wie man bei Präsentationen überzeugt." gibt es auch einen eigen Workshop. Mehr dazu unter: https://www.desenz.at/post/im_rampenlicht

Und weitere zum Thema "Rampenlicht, Vorträge, Moderationen & Präsentationen" passende Blog-Artikel wie:




Quellen & Leseempfehlungen:


Albert, Mechthild (2017): Nonverbale Kommunikation. In: Kühnhardt, Ludger / Mayer, Tilman (Hrsg.): Bonner Enzyklopädie der Globalität. Wiesbaden: Springer Fachmedien, S. 479-488. Argyle, Michael (2013): Körpersprache & Kommunikation: Nonverbaler Ausdruck und soziale Interaktion. Paderborn: Junfermann Verlag. Arp, Peter, Coach für Auftritt, Rede, Vortrag und Präsentation https://www.stimme.at/trainer/peter-arp/


Eilert, W. Dirk (2013): Mimikresonanz: Gefühle sehen. Menschen verstehen. Paderborn: Junfermann Verlag.


Ekman, Paul (2017): Gefühle lesen. Wie Sie Emotionen erkennen und richtig interpretie- ren. Berlin Heidelberg: Springer Verlag.

Kellner, Michaela / Khom, Andrea (2016): Die stille Sprache von Gesicht und Körper – Die Macht der Wirkung von Mimik, Gestik und Körpersprache auf uns selbst und andere. Themenschwerpunkt Körpersprache. In: Psychologie in Österreich. Band 5 / 2016, S. 316.

Molcho, Samy (2013): Körpersprache. München: Wilhelm Goldmann Verlag. Rossié, Michael (20179: Frei sprechen in Radio, Fernsehen und vor Publikum. Ein Training für Moderatoren und Redner. Wiesbaden: Springer Fachmedien.

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