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Im Rampenlicht: Der Einsatz von Körpersprache vor Publikum

Aktualisiert: 20. Juni 2022

Bei Vorträgen vor Publikum, bei Präsentationen vor einer Gruppe oder vor dem Mikrophon befindet man sich in einer sehr exponierten Stellung. Bewegungen, Körperhaltungen, Gesten und Mimik wirken größer, deutlicher, sichtbarer – und werden von den Zuseher:innen versucht zu deuten. Die viele Aufmerksamkeit macht angespannt und geht auf Kosten von Lockerheit, Coolness und Unbefangenheit. Doch, es ist nicht schwierig seinem Körper zu lernen das Gesagte einfach zu unterstreichen.



Wir kommunizieren durch und mit unserem Körper, mit unserer Mimik, unserer Gestik, unserer Stimme, unserer Körperhaltung und unseren Körperbewegungen sowie unseren Augen im Blickkontakt mit dem Gegenüber.


Unser Körper, die große Plaudertasche, erzählt immer die Wahrheit


Körperliche und nonverbale Kommunikation spielen eine sehr zentrale Rolle im Sozialverhalten von uns Menschen und es geschehen kommunikativ bedeutsame Dinge ohne Worte (Delhees 1994: 128). Unser Körper kann als die größte Plaudertasche bezeichnet werden, er spricht immer, unentwegt und überall (Kellner/Khom 2016: 316).


Dem Versuch des „Verstehen-wollens“ und „Verstanden-werden-wollens“ geschuldet, verbreitet sich auf der ganzen Welt die sogenannte Mehrabian-Formel, die suggeriert, dass die Urteile über andere Menschen zu 93% auf nonverbaler und nur zu 7% auf verbaler Kommunikation basieren. Untersucht hat Mehrabian wie Botschaften beim Empfänger ankommen – und hat das Beurteilen von Botschaften zum Großteil der Körpersprache zugeschrieben.


Auch Medienberichte über die überragende Bedeutung nonverbaler Kommunikation in der Politik, Volksweisheiten wie die, dass ein Bild mehr sagt als tausend Worte, und populäre Fernsehserien wie etwa „Lie to me“ oder „The Mentalist“, in denen Lügner über ihr nonverbales Verhalten entlarvt werden, tragen dazu bei, von der erheblichen Bedeutung nonverbaler Kommunikation zu überzeugen (Mauer 2016: 1).



Unser Körper spricht immer die Wahrheit


„In manchen sprach-losen »Augenblicken« spüren wir das ja auch: Da sagt ein Blick, eine Wendung des Kopfes, eine ergreifende Geste, eine abwehrende Gebärde mehr als tausend Worte.“ – Samy Molcho

Nun, die einführenden Zeilen zur Körpersprache werden, bereitet man sich auf den eigenen Auftritt vor Publikum vor, wenig beruhigen, da sie die Körpersprache absolut in den Fokus, ins Rampenlicht, stellen. Ich werde nun doch „beruhigen“:


„Ja, es ist richtig, der eigene Körper spricht immer die Wahrheit, aber es können sie nicht alle verstehen.“

Und ich ergänze mit den Worten von Rossié:


„Wenn es stimmt, dass der Körper nicht lügen kann, ist jedes Training der Körpersprache kontraproduktiv.“

Aha, und nun?!

Was tun?


Unbewusst nehmen wir Körpersignale immer wahr, wenn wir aber einem Vortrag lauschen, werden wir zeitgleich nicht auch noch die Körpersprache des Vortragenden oder der Moderatorin analysieren können.


Bekommt man aber widersprüchliche Signale, drängen sich diese Signale in den Vordergrund (Rossié 2017: 56). Daher mein Rat: Auf eine stimmige „Gesamt“-Kommunikation achten. Ja, klar, nichts einfacher als das. Oder?


Kann man das denn üben? Das „Stimmige“ an der Kommunikation. Bedingt. Wichtig ist, dass man echt und authentisch bleibt! Authentisch bleiben ist der Schlüssel zum "Präsentationsglück"!



Die lieben Ticks, die lenken ab


Eigenheiten und Ticks lenken ab. Um diese Ticks abstellen zu können, benötigt man Training. Man kann natürlich trainieren sich nicht ständig an der Nase zu fassen, die Hände zu reiben oder die Ohren zu zupfen – dafür benötigt man allerdings Zeit! Diese Zeit sollte man sich nehmen, wenn man oft vor Publikum sprechen muss.


Steht man weniger oft vor Publikum ist zu beachten:


„Erst die flammende Rede, die Pointe, die Emotionen, die geschickte Dramaturgie, die spannenden Beispiele und dann die Arbeit an und mit den eigenen Ticks.“ – vgl. Rossié 2017: 56

Nun ist es schon des Öfteren erwähnt worden, der Körper lügt nicht, daher gilt:


"Erst der Gedanke, dann die Bewegung, dann der Satz und dabei authentisch bleiben." – vgl. Rossié 2017: 58


Da Körperhaltungen und Bewegungen auch geübt werden müssen, speziell wenn Ticks „abgestellt“ werden sollten, habe ich hier ein paar Tricks, die helfen können vor Publikum:


  • Beim Präsentieren immer erst mit dem Publikum Kontakt aufnehmen und sich bewusst zuwenden. Nie für sich allein sprechen, sondern immer mit dem Publikum. Das Publikum ist Gesprächspartner!

  • Kurz, aber sehr klar erkennbar Blickkontakt halten, die Ansprechpersonen wechseln, aber immer nur für die Dauer von maximal zwei, drei Sätzen bei jedem Einzelnen verweilen.

  • Lächeln – aber nur, wenn es einen Grund dafür gibt!

  • Nicht ständig lächeln.

  • Die Hände bewegt man dann richtig, wenn sie nicht unangenehm auffallen. Einem selbst und dem Publikum auch nicht. (Rossié 2017: 62).

  • Den Händen Raum geben, sie nicht behindern – und die Hände zeigen.

  • Offene und gerade Haltung einnehmen. Fester Stand und das Gewicht auf beide Beine.


Unsere Körpersprache beeinflusst, wie wir wirken, wie wir von anderen gesehen werden, wie wir uns selbst sehen – und wie selbstbewusst wir uns fühlen, hat Amy Cuddy in ihren Forschungen herausgefunden. Die Sozialpsychologin behauptet, dass das Einnehmen von sogenannten "High-Power-Posen" Selbstbewusstsein hervorruft und sogar Einfluss auf unsere Erfolgschancen hat. Nun, die Studien von Amy Cuddy werden kritisch reflektiert, dennoch können diese "Macht-Posen" als positive Embodiment-Techniken angewandt werden.


Mehr dazu in Amy Cuddy's TED Talk unter:



High-Power-Posen wirken sich, das lässt sich testen (gerne auch mal selbst ausprobieren), positiv auf unseren emotionalen Zustand aus - und das kann vor Auftritten nie schaden. Dazu mehr in einem Artikel von Dirk Eilert der Eilert Akademie:



Wenn der Blogpost hilfreich war, dann freue ich mich natürlich über ein "Like", aber viel mehr freue ich mich über Feedback, Austausch und Anregungen.


Was hat hier noch gefehlt und wäre hilfreich gewesen ... lasst es mich wissen!


Liebe Grüße, herzlichst und immer schön authentisch bleiben,

Silvia


Kontakt:

Mag. (FH) Silvia Faulhammer, MSc.

silvia.faulhammer@desenz.at


PS.: Zum Thema "Im Rampenlicht. Wie man bei Präsentationen überzeugt." gibt es auch einen eigen Workshop. Mehr dazu unter: https://www.desenz.at/post/im_rampenlicht

Und weitere zum Thema "Rampenlicht, Vorträge, Moderationen & Präsentationen" passende Blog-Artikel wie:






Quellen & Leseempfehlungen:


Albert, Mechthild (2017): Nonverbale Kommunikation. In: Kühnhardt, Ludger / Mayer, Tilman (Hrsg.): Bonner Enzyklopädie der Globalität. Wiesbaden: Springer Fachmedien, S. 479-488.


Argyle, Michael (2013): Körpersprache & Kommunikation: Nonverbaler Ausdruck und soziale Interaktion. Paderborn: Junfermann Verlag.


Arp, Peter, Coach für Auftritt, Rede, Vortrag und Präsentation

Delhees, H. Karl (1994): Soziale Kommunikation. Psychologische Grundlagen für das Miteinander in der modernen Gesellschaft. Opladen: Westdeutscher Verlag.


Kellner, Michaela / Khom, Andrea (2016): Die stille Sprache von Gesicht und Körper – Die Macht der Wirkung von Mimik, Gestik und Körpersprache auf uns selbst und andere. Themenschwerpunkt Körpersprache. In: Psychologie in Österreich. Band 5 / 2016, S. 316.


Klein, Stefan (2010): Das Geheimnis des Lächelns. In: Die Glücksformel. Oder wie die guten Gefühle entstehen. Reinbeck bei Hamburg: Rowohlt Taschenbuch Verlag. S. 21-40.


Maurer, Marcus (2016): Nonverbale politische Kommunikation. Grundwissen Politische Kommunikation. Wiesbaden: Springer Fachmedien.


Molcho, Samy (2001): Alles über Körpersprache. Sich selbst und andere besser verstehen. München: Goldmann.


Molcho, Samy (2007): ABC der Körpersprache. Rheda-Wiedenbrück u.a.: RM- Buch-und-Medien-Vertrieb.


Molcho, Samy (2009): Umarme mich, aber rühr mich nicht an. Körpersprache der Beziehungen. Von Nähe und Distanz. München: Ariston Verlag.


Molcho, Samy (2013): Körpersprache. München: Wilhelm Goldmann Verlag.


Rossié, Michael (20179: Frei sprechen in Radio, Fernsehen und vor Publikum. Ein Training für Moderatoren und Redner. Wiesbaden: Springer Fachmedien.


Rothe, Friederike (2006): Zwischenmenschliche Kommunikation. Eine interdisziplinare Grundlegung. Wiesbaden: Deutscher Universität-Verlag I GWV Fachverlage GmbH, Springer Science + Business Media.



Danke an meine Lehrer:innen:


Peter Arp, Coach für Auftritt, Rede, Vortrag und Präsentation


Arno Fischbacher, Wirtschafts-Stimmcoach, Rhetoriktrainer, Redner und Autor


Roswitha Müller, Rhetorik und Selbstpräsentation


Willi Tschernutter, Mediator, Persönlichkeitstrainer

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