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Annahme, Wahrheit oder Wirklichkeit

Aktualisiert: 29. Nov. 2023

Wenn wir mit Annahmen unser "Kopfkino" bedienen und uns daraus eine für uns eigens kreierte Wahrheit schaffen, hat diese selten bis nie mit der tatsächlichen Wirklichkeit zu tun. Das "Kopfkino" bespielen an sich ist noch nicht großartig problematisch – das wird es erst, wenn wir unsere Annahmen für "bare Münze nehmen" und damit "hausieren gehen".


Ja, im zwischenmenschlichen Miteinander sorgen die Verwechslungen zwischen Annahme und Wirklichkeit mitunter für grandiose Verwirrungen – wenn nicht gar auch zu Streitgesprächen und Konflikten.

Mein Tipp:

Vermeide Annahmen.

Kläre Unklarheiten, anstatt Annahmen zu machen. Missverständnisse können so vermieden werden.


Kennt ihr Paul Watzlawicks Geschichte vom "Hammer"?


Sicher habt ihr auch schon erlebt, dass ihr selbst, eure Kolleg:innen, eure Mitarbeiter:innen oder ganze Abteilungen und Teams es trotz aller Bemühungen und Versuche nicht schaffen, offen, gut und konstruktiv zusammenzuarbeiten. Jede und jeder ist der Meinung, dass der andere "nur auf sein Bestes bedacht ist" … Kennt ihr das?


Dieses Phänomen hat Paul Watzlawick in seinem Buch "Anleitung zum Unglücklichsein" in einer kurzen, anschaulichen Gesichte wunderbar umschrieben.


Und diese Gesichte vom "Hammer" könnt hier bei mir nachlesen:


Ein Mann will ein Bild aufhängen. Den Nagel hat er, nicht aber den Hammer. Der Nachbar hat einen. Also beschließt unser Mann, hinüberzugehen und ihn auszuborgen. Doch da kommt ihm ein Zweifel: Was, wenn der Nachbar mir den Hammer nicht leihen will? Gestern schon grüßte er mich nur so flüchtig. Vielleicht war er in Eile. Vielleicht hat er die Eile nur vorgeschützt, und er hat was gegen mich. Und was? Ich habe ihm nichts getan; der bildet sich da etwas ein. Wenn jemand von mir ein Werkzeug borgen wollte, ich gäbe es ihm sofort. Und warum er nicht? Wie kann man einem Mitmenschen einen so einfachen Gefallen abschlagen? Leute wie dieser Kerl vergiften einem das Leben. Und dann bildet er sich noch ein, ich sei auf ihn angewiesen. Bloß weil er einen Hammer hat. Jetzt reicht's mir wirklich. –   Und so stürmt er hinüber, läutet, der Nachbar öffnet, doch bevor er ‚Guten Tag‘ sagen kann, schreit ihn unser Mann an: ‚Behalten Sie Ihren Hammer!‘

Watzlawick, Paul (2021): Anleitung zum Unglücklichsein: Inspirationen zum Glücklich sein und für mehr Achtsamkeit. Verlag Piper


Ich mag diese Geschichte, denn genau "diese Hämmer in unseren Köpfen" sind es, die uns ein Miteinander manchmal so schwer machen.


Und diese Geschichte verdeutlicht auch sehr exemplarisch wie bereitwillig wir Dinge auf uns beziehen und uns eine eigene Wahrheit kreieren, die mit der Wirklichkeit nicht das geringste zu tun haben muss (vgl. Kuschik 2023: 85).

Daher

𝗔𝗖𝗛𝗧𝗨𝗡𝗚:

  • Eine 𝗔𝗡𝗡𝗔𝗛𝗠𝗘 ist eine

  • "EIGENE" 𝗪𝗔𝗛𝗥𝗛𝗘𝗜𝗧, aber nicht die

  • 𝗪𝗜𝗥𝗞𝗟𝗜𝗖𝗛𝗞𝗘𝗜𝗧.

Warum wir "annehmen" und interpretieren statt zu fragen?


Vielleicht weil wir uns, besonders im beruflichen Kontext, für so vieles zuständig und verantwortlich fühlen. Sogar eben dafür, die Aussagen anderer Menschen (von Vorgesetzten) richtig verstehen zu müssen (vgl. Kuschik 2023: 86).


Weil wir aber selten mitbekommen, dass das,

  • was wir Wahrheit nennen,

  • in Wirklichkeit

  • nur eine Annahme ist,

kommt es zu ganz zwangsläufig zu Missverständnissen, zu Streit, zu Auseinandersetzungen, zur Kollision oder zum Konflikt (vgl. Kuschik 2023: 85, 86).


Sätze, die helfen können:

  • "Ich bin mir nicht sicher, was das heißt ..."

  • "Ich bin mir nicht sicher, was Sie damit meinen ..."

  • "Ich bin mir nicht sicher, was das konkret für mich bedeutet ..."

  • "Ich bin mir nicht sicher ..."

  • "Ich weiß nicht, ob ich Sie richtig verstehe ... verstanden habe ..."

  • "Gehe ich recht in der Annahme, dass ..."

  • "Wenn ich Sie richtig verstehe, meinen Sie ..."

Solche Formulieren als Satzanfänge im Gepäck zu haben, ist immer eine gute Idee, weiß auch Karin Kuschik, die solche und andere Sätze in ihrem Ratgeber "50 SÄTZE DIE DAS LEBEN LEICHTER MACHEN" verrät (vgl. Kuschik 2023: 83ff).


Nicht annehmen, sondern fragen, wenn man sich nicht sicher ist ...


Ich bin mir nicht sicher, was das für mich heißt?

Ja, dann bitte nachfragen.

Ich freue mich sehr auf eure Fragen.


Über eure Fragen,

Anregungen und Gedanken dazu freue ich mich sehr in den Kommentaren und natürlich gerne direkt via Email.


Herzlichst,

Eure Silvia Faulhammer


PS.: Solltet ihr noch auf der Suche nach einem Weihnachtsgeschenk sein, kann ich das Buch von Karin Kuschik nur wärmstens empfehlen. Und das ist eine rein subjektive, ehrliche Leseempfehlung (keine Werbung - ich bekomme für die Empfehlung nichts). Mir hat es nur sehr gut gefallen. Das Buch. Vielleicht gefällt es dir - euch - auch.


Kontakt:

Mag. (FH) Silvia Faulhammer, MSc.

silvia.faulhammer@desenz.at


Quellen & Leseempfehlungen:


Kuschik, Karin (2023): 50 SÄTZE die das Leben leichter machen. Ein Kompass für mehr innere Souveränität. Hamburg: Rowohlt Taschenbuch Verlag


Schulz von Thun, Friedemann / Ruppel, Johannes / Stratmann, Roswitha (2003): Miteinander reden: Kommunikationspsychologie für Führungskräfte. Reinbek bei Hamburg: Rowohlt Verlag.


Schulz von Thun, Friedemann (2020): Miteinander reden 1: Störungen und Klärungen: Allgemeine Psychologie der Kommunikation. Reinbek bei Hamburg: Rowohlt Verlag.


Seliger, Ruth 2018: Das Dschungelbuch der Führung. Ein Navigationssystem für Führungskräfte. Heidelberg: Carl-Auer Verlag.


Watzlawick, Paul (2021): Anleitung zum Unglücklichsein: Inspirationen zum Glücklich sein und für mehr Achtsamkeit. Verlag Piper


Watzlawick, Paul / Beavi, Janet / Jackson, Don (2016): Menschliche Kommunikation: Formen, Störungen, Paradoxie. Bern: Hogrefe Verlag.

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